Datum: Donnerstag, der 30. März 2017

Workshop „Phänomenologische Videographie“ an der HU Berlin zur pädagogischen Achtsamkeit (mindfulness)

Auf einem Workshop zur „Phänomenologischen Videographie“ am 9. März 2017 (Institut für Erziehungswissenschaften, Allgemeine Erziehungswissenschaft) wurde die Praxis und Theorie pädagogischer Achtsamkeit untersucht. Unterschiedliche Theorien der Achtsamkeit (Mindfulness, Awareness, Ethik der Achtsamkeit) wurden für pädagogische Zusammenhänge fruchtbar gemacht. Ausgehend von der in Berlin entwickelten Theorie der Interattentionalität wurden Aspekte der videographischen und phänomenologischen Methodologie vorgestellt und diskutiert (Pädagogisch-phänomenologische Videographie, Leiblichkeit und Lernen)

Etymologisch hängt Achtsamkeit mit dem deutschen Wort achten bzw. Achtung (Schätzen, Abschätzen; Beachtung, Aufmerksamkeit) zusammen. Es gibt drei Bedeutungsebenen: a. erachten (dafür halten); b. beachten (bewahren, in acht nehmen); c. acht geben (Acht-gabe). Gegenteilig ist von verachten, in Acht schlagen die Rede. Achtsam sein bedeutet zunächst sorgfältig, mit achtsamen Sinnen beachten, aufmerksam, nicht: achtbar, angesehen. (http://woerterbuchnetz.de/DWB/?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GA01898#XGA01898)

Achtsamkeit ist ein abstrakter Begriff und kein Phänomen. Zum Phänomen wird sie erst, wenn man sie in konkrete Praxis übersetzen kann. Achtsamkeit zerfällt in unterschiedliche Praktiken: Hinsehen, Hinschauen, Zuhören, Zuwenden, Ermutigen und – im Horizont von Negativität – Hemmen und Einschränken. Sie ist eine ambivalente, leibliche Praxis des Geöffnet-Seins und des Offen-Seins im Modus der Gelassenheit und in pädagogischer Sicht eine normativ orientierte Praxis, die sich auf den / die Anderen richtet. Diese Praxen lassen sich als Verkörperungen im Antwort-Geschehen qualitativ gehaltvoll beschreiben und videographisch erfassen – so die These.

In einer anschließenden Datensitzung wurden Videosequenzen aus unserem Forschungsprojekt gemeinsam analysiert und Überlegungen zur Praxis und Theorie pädagogischer Achtsamkeit angestellt.


Malte Brinkmann (Fotos: Martin Pohl und Johannes Türstig)

Contemplative Phenomenology Workshop: The Experience of the Present Moment

Vielen Dank an Denis Francesconi für den folgenden Veranstaltungshinweis:

The Mind and Life Institute supports the Contemplative Phenomenology Workshop.

Participants will have the chance to probe, with the help of a team of specialists from Europe and beyond, into various aspects of first-person inquiry, especially those that are relevant for contemplative disciplines: Philosophical phenomenology and lived experience, Cross-interactions between contemplative approaches and empirical first-person approaches, and Buddhist phenomenology.

The workshop is presented by Michel Bitbol, Natalie Depraz and Claire Petitmengin and it will take place in Nemours, France, on 12-16 June 2017.