Käte Meyer-Drawe, emeritierte Professorin für Allgemeine Pädagogik an der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bo­chum und bekannte Vertreterin phänomenologischer Pädagogik, trifft sich mit Selin Gerlek (Universität Hagen) im botanischen Garten der Ruhr-Universität in Bochum, um über Werdegang (Erster Teil), Schaffen und Werk (Zweiter Teil) zu sprechen.

Käte Meyer-Drawe kann neben Wilfried Lippitz als die vielleicht wirkmächtigste Vertreterin aktueller phänomenologischer Erziehungswissenschaft im deutschsprachigen Raum gelten. Sie hat auf der Grundlage einer an Merleau-Ponty orientierten Phänomenologie der Zwischenleiblichkeit Intersubjektivität im Lernen und Erziehen neu dimensioniert. Im Anschluss an Husserl, Merleau-Ponty, Buck und Waldenfels, und unter Rückgriff auf Platon und Aristoteles, gelingt es Meyer-Drawe, eine Theorie des Lernens als Erfahrung bzw. des Lernens als Umlernen zu entwickeln. Negativität im Erfahrungsprozess des Lernens wird im Horizont von Wahrnehmung und Leiblichkeit neu bestimmt. In kritischer Aufnahme poststrukturalistischer Theorien von Foucault und Lacan wird das neuzeitliche Identitätsdenken sowie das aufklärerische Erziehungsziel der Autonomie als notwendige Illusion charakterisiert. Erziehung wird nun mit Foucault auch als Machtphänomen und Machtpraxis bestimmbar. In genealogischen Analysen werden psychologische und neurowissenschaftliche Konzepte in ihren Allmachtsansprüchen kritisiert, ihr Reduktionismus und ihre Diskurs- und Defi nitionsmacht aufgedeckt und von einer pädagogisch-phänomenologischen Theorie des Lernens abgegrenzt.


Beste Grüße

Malte Brinkmann